Dienstag, 16. Dezember 2008
Die Platte des Jahres...
Dienstag, 9. Dezember 2008
Kontemplative Eliten
Mittwoch, 3. Dezember 2008
Zimmer mit Aussicht
Dienstag, 2. Dezember 2008
Pamelo Mounk'a - L'argent Appelle L'argent
Samstag, 29. November 2008
King Sunny Adé - Ja Funmi
Donnerstag, 20. November 2008
Dienstag, 18. November 2008
„…durch tausend Schlingen und Bande…“
Sonntag, 16. November 2008
„Anwendung aller Kräfte“
„Alles Räsonnement […] ist einseitig und gewährt dem Geist und dem Herzen keine weitere Tätigkeit, als die der einfachen Verneinung oder Bejahung. Alles Tatsächliche und Gegenständliche dagegen (und hierher gehören die sog. Naturlaute, in denen sich das Innerste eines Zustandes oder einer menschlichen Persönlichkeit offenbart) ist unendlich und eröffnet Teilnehmenden und Nicht-Teilnehmenden für [die] Anwendung aller Kräfte den weitesten Kreis.“
(Friedrich Hebbel, Tagebücher, München 1984, Bd.1, S. 172)
Mittwoch, 5. November 2008
Dienstag, 4. November 2008
Popol Vuh - Bettina
Am vergangenen Samstag musste ich einen unendlich trostlosen Auftritt der Gruppe Tomte ertragen. Dies war die Bedingung für das Erlebnis des darauffolgenden Auftritts von Mike Skinner und seiner Band The Streets. Während der hochdrepressiv wirkende Tomte-Sänger in den Songpausen bemüht war, das äußerst junge Duisburger Publikum mit blassen Kostproben eines schalen Pennäler-Sarkasmus zum Lachen zu zwingen, dachte ich an den zarten Humor deutscher Popmusik der 70er Jahre. An Zeiten, in denen die Cover von Eloy-Alben das Schaufenster meines örtlichen Elpi zierten und Lieder wie dieses im Fernsehen gezeigt wurden...
Montag, 3. November 2008
Donnerstag, 25. September 2008
„…es zitterte und klang…“
„Ihr Brief […] versetzte mein Inneres in einen Zustand, worin der Resonanzboden eines guten Instrumentes ist, wenn ein starker Ton von einer reinen Saite hineinschlägt; es zitterte und klang und wurde Licht.“
(Wilhelm Heinse an F. H. Jacobi, 7. August 1775)
Mittwoch, 24. September 2008
„…was für ein Strohm von Thränen…!“
„Ach lieber, was Rath für mich, dass ich zu dir lange mit meiner Hand, mit meinem Blick? – Wort aus dem Herzen, du beklemmst nur noch mehr das Herz! – Aber du, mein Herz, was willst du? Bist ja nicht geängstiget, bist ja nicht traurig, liebst ja, bist ja seelig; so sey dann ruhig.
Auf u[nd] ab geh’ ich nun wieder auf eben dem Boden, zwischen eben den Wänden u[nd] Thüren, wo ich zuerst dich lieb gewann; wo ich, nach unserer ersten Trennung dich – nicht widerfand; wo ich in tiefer Verstummung wandelte, dir nachsann, der Liebe pflegte im eigensten Innern meiner Seele; wo ich bald darauf Wiedersehen hoffte – vorauskostete – ahndete: – – und das all nun erfüllt! Ich bin so glücklich! – – Gott, was für ein Strohm von Thränen da aus meinen Augen brach! – Wie wohl, wie Weh!“
(F. H. Jacobi an Goethe, 10. März 1775)
Montag, 22. September 2008
Stimmen im Strom
- man sollte mehr arbeiten, dann fällt es nicht auf!
- den Smog … an der Bushaltestelle riecht man ihn besonders gut.
- komm lieber und nimm einen Zug Grippe-Dunst aus dem S-Bahnabteil. Die Sitze sind noch warm, es wird wenig geredet. Allgemeine Zeitungen versperren günstig den Blick.
- gerne - vielen Dank! Jetzt fühle ich mich besser. Sie haben mir durchaus geholfen.
- es ging mir nur darum, den Ernst aus der Situation zu nehmen!
- gut, das ist es wohl, was mir weiterhilft, jetzt in dieser Einöde.
- bis zum Ausstieg ist es noch ein Weilchen.
- und wie kommen die grauen Herren so früh schon in ihre hellblauen Hemden?
- sie sind geübt. Achten sie lieber auf das verregnete Licht hier in diesem hübschen Vorortbahnhof!
- „Essen-Steele“.
- sie haben denn Sinn für die Feinheiten.
- man kann die Folgen davon an zwei Händen abzählen.
- doch in den Schnellzügen herrschen andere Verhältnisse … fahren sie am Feitagnachmittag mal mit dem Zug in die Hauptstadt!
- so haben wir den verstopften Verkehr auf der Autobahn geschickt umgangen.
- die Kerle dort drüben suchen Ärger.
- ich werde mich impfen lassen.
- wir sind angekommen!
- es riecht nach Brems-Abrieb.
- gestern Abend habe ich aus dem Fernseher ein neues Wort gelernt.
- welches?
- „Hysterie-Bild“.
- das klingt interessant.
- je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es sieht.
- alles geht so tropfenartig zu.
- man sollte nicht zu genau hinhören, man verliert leicht den Überblick.
- jetzt die Herbstsonne … eigenartig …
- das geht zu weit!
- ich bin nicht hier um Witze zu machen!
Samstag, 20. September 2008
Oktoberdaten
Der September ist ein sehr schöner Monat, der Oktober hat aber auch was. Es ist die Zeit des Jahres, in der man beginnt, sich wieder in künstlichen feucht-warmen Umgebungen, z.B. in Hallenbädern oder Clubs, wohlzufühlen. Dieser Moment, wo man den schützenden Mantel an der Garderobe abgibt und sich wieder daran erinnert, daß es außer diesem, auch noch ein Leben ohne temperatur-isolierende Kleidung gibt, ein Leben, in dem ein T-Shirt oder Hemd und eine Hose nur die eigene Blöße bedecken sollen usw. Jedenfalls freue ich mich auf zwei Veranstaltungen im Oktober, an denen ich auch noch persönlich beteiligt bin und zusammen mit lieben Menschen, die ich seit einigen Ewigkeiten kenne und schätze, Musik zu spielen und zu feiern.
Hier sind die Daten, für die, die es vielleicht interessiert:
FR 17.10.08, 23:55h
mit Homewreckers (Live) & Dave Haslam
im TAPE
Heidestraße 14, 10557 Berlin
S-Bahn: 'Hauptbahnhof'
SA 25.10.08, 22:00h
mit Thomas Geier, Eric D. Clark & Jordi Lloverass et al
im GOETHE BUNKER
Goethestraße 67, 45130 Essen-Rüttenscheid
Samstag, 6. September 2008
Mittwoch, 27. August 2008
Gene Boyd - Thought Of You
Manchmal lohnt sich der Wahnsinn: Suchen, Wachbleiben, Netz-Shops- und Blogs-Durchwühlen, bestellen, runterladen, anhören, löschen oder beigeistert sein. Und das alles mindestens bis zum Morgengrauen! Neulich ist mir dann dieser wundervoll-trunkene Disco-Schwoof vor die Finger gefallen. Genau das Tempo, zu dem ich abzuheben pflege und eine grandios delirierende Gesangsart, die für mich der Gipfel der Kunst darstellt: singen und gleichzeitig aufhören zu singen! Wie man auf dem Labelsticker sehen kann, wurde die Platte in Muscle Shoals/Alabama aufgenommen. Es wäre interessant zu erfahren, ob auch in dem berühmten Muscle Shoals-Studio?
Mittwoch, 13. August 2008
Sonntag, 27. Juli 2008
Samstag, 26. Juli 2008
Immerschwimmende Wolken
Wie „immerschwimmende Wolken werden wir glänzend emporgehoben leichter thauichter Art vom schwerbrausenden Vater Ocean auf die baumgezierten Gipfel hoher Berge, damit wir die fernerscheinenden Warten erblicken, und die Früchte, und das heilige bewässerte Land, und das Rauschen der göttlichen Flüße und das rauschende schwerschallende Meer. Denn das Auge des Aethers glänzt unermüdlich in lichten Strahlen; wir aber schütteln den finstern Regen ab und betrachten in unsterblicher Schönheit mit weitaussehendem Blick die Erde.“
Dienstag, 22. Juli 2008
Sonntag, 20. Juli 2008
Erschöpfung
„Alle Kräfte ins Spiel bringen, die Anlage erschöpfen. Nichts darf Reservat und unbewegt bleiben. Man lebt nur einmal. Erst wo die Dinge sich erschöpfen, beginnt die Wirklichkeit.“
Samstag, 19. Juli 2008
Durch den Monsun…
Mit einem Satz wie „seit Wochen war die Stadt in einen heimlichen aber dauerhaften Regen getaucht“, gewinnt man sicherlich keinen Bachmannn-Preis. Auch die Hoffnung auf Auszeichnungen mit weniger hohem Ansehen sollte man aufgeben, wenn einem so etwas einfällt. Pseudopoetische Fehlleistungen dieser Kategorie suchen mich aber gelegentlich nun einmal heim. Zum Beispiel heute morgen gegen elf Uhr beim Öffnen des Fensters meines Schlafraumes. Angesichts des monsunartigen Gewichts über den nassen Dächern des Ortes kann ich nichts anderes denken außer träge Perioden, die eine ähnlich schwerfällige und uninspirierte Bewegtheit mitteilen, wie das geistlose Schwanken in den Bäumen vor meinem Fenster. Es ist nämlich seit Tagen schon so, als würde ein übertrieben sorgsamer Liebhaber meiner Heimatstadt aus einer gigantischen Sprühflasche immer und immer wieder einen gutgemeinten feuchten Segen über Straßen, Menschen, Tiere und Häuser versenden, so wie ein Pflanzenliebhaber im Wochentakt den Staub von seinen Wohnzimmer-Gummibäumen sprüht. Es ist ein nur benetzender Regen, der mir wenig erfrischend in den Nacken fällt, wenn ich an irgendeiner Straßenecke gedankenlos den Kopf senke. Durch ihn ist der Wohnort „bis an's Ende der Zeit“ staubfrei. Doch in diesem Augenblick ist es wieder da, das sinnlose Labsal für die undurstige Stadt!
Donnerstag, 17. Juli 2008
Knistervinyl of the week
Vinyl, CD, MP3? Der Vorteil einer Vinylplatte ist zumindest, daß sich der Lebenszyklus jedes einzelnen Tonträgers unwillkürlich (unbewußt?) als Spur in ihn einzuzeichnen vermag…oder so ähnlich. Knistervinyl verfügt jedenfalls über einen besonderen Reiz, der etwas mit dem Realzeitgefühl des Anhörens der Musik zu tun hat. Im besten Plattenladen diesseits des Ärmelkanals stieß ich neulich auf ein übriggebliebenes und ziemlich verknistertes Exemplar einer atemberaubend schönen Vinylplatte. Sie ist/war das Produkt der Zusammenarbeit zwischen der französischen Sängerin Brigitte Fontaine und dem Komponisten und Schauspieler Areski Belkacem. Würde ich sagen, die Musik sei chansonartig, wäre das nicht ganz korrekt, denn die Lieder klingen bisweilen sehr troubadouresk, auch wenn ich nicht genau weiß, wie sich die Musik der Troubadoure angehört haben mag. Am schönsten sind jedenfalls die Songs auf dem Album, in denen Brigitte Fontaine mit halbsekündiger Verzögerung aus dem Hintergrund die jeweils von Areski gesungene Verszeile echoartig wiederholt. Diese Wiederholungen sind wie das Vinylknistern: sie erinnern an die unauflösliche Präsenz musikalischer Augenblicke: „fort – da“, „geh' nicht wieder!“ Auf Brigitte Fontaine angesprochen, antwortete übrigens neulich eine dem ein oder anderen meiner Leser bekannte französische Immigrantin sehr spontan: „…sie ist ein bisschen verrückt – oder?“
Dienstag, 15. Juli 2008
Mix of the month
Samstag, 12. Juli 2008
The night they murdered love
Heute vor genau 29 Jahren trafen sich einige zehntausend fröhlicher junger Menschen in einem Baseball-Stadion in Chicago um nach dem Spiel der Chicago White Sox gegen die Detroit Tigers gemeinsam und ganz gemütlich ihre Disco-Platten auf dem Spielfeld zu verbrennen. Bei Wikipedia gibt es einen einigermaßen ausführlichen Artikel über die Nacht der heiligen Rock-Inquisition und ab Seite 373 von Tim Lawrences „History of American Dance Music Culture“, die als Buch den schönen Titel „Love saves The Day“ trägt, noch zusätzliche Informationen über die rassistischen und homophoben Hintergründe dieser fragwürdigen Varanstaltung, die von dem Radio-DJ Jeff Dahl organisiert wurde.
Gottseidank hat Disco sich von diesem Alptraum sehr gut erholt!
Dienstag, 1. Juli 2008
Weltsekunden
Auf diesem Foto sind sie nicht zu sehen, doch am südlichsten Strand Mallorcas , der Platja de es Caragol, türmen sich Tonnen schwarzen Seetangs. Zum Land hin bewachen Bunkerruinen die triste Szenerie. Es gibt keine Aufsicht und nur ein knappes Dutzend Badender, denn man braucht vom Parkplatz am Kap Ses Salines aus eine gute halbe Stunde Fußmarsch bis hierher. Heute ist Samstag, der 10. Juni 2006. So recht traue ich mich nicht ins Wasser. In Frankfurt am Main steht es im WM-Gruppenspiel zwischen England und Paraguay, nach einem Eigentor von Carlos Gamarra in der dritten Minute, schon sehr früh 1-0 für die Briten. Das Fußball-Magazin Kicker spricht von einem „Blitzstart“. Im Südosten der spanischen Urlaubsinsel ziehen jetzt Gewitterwolken auf. Der singapurische Schiedsrichter Shamsul Maidin wird in weniger als zwei Stunden die bis zum Schluß torlose Begegnung zwischen Trinidad/Tobago und Schweden anpfeifen. Vom Ausflug zurück, stehe ich später in der Schlange des Supermarktes unseres Ortes und erkenne auf den Ausstellungsfernsehern der kleinen Elektro-Abteilung, die sich neben den Kassen befindet, an der Form der Schattenbildungen auf dem Rasen, das Spielfeld des Stadions meines Vereins. Den peinlichen Zwischenstand der Begegnung verraten die Ziffern am oberen Bildrand. Während der kurzen Fahrt vom Supermarkt zurück zur Wohnung wird kein Tor mehr fallen. Die Mannschaft des Karibik-Staates feiert nach Shamsul Maidins Schlußpfiff das Remis des ersten WM-Spieles in der Geschichte ihres Landes „wie einen Sieg“.
Montag, 30. Juni 2008
Die einzige Bewegung
„Gegen Abend erscholl in der Gegend eine süße Musik, und nun setzte er sich in das frische Gras hinter einem Busche und weinte und schluchzte; es war ihm, als wenn sich der Himmel umgewendet und nun seine Schönheit und paradiesische Seite zum erstenmal herausgekehrt hätte; und doch machte ihn diese Empfindung so unglücklich, unter allen Freuden fühlte er sich so gänzlich verlassen. Die Musik floß wie ein murmelnder Bach durch den stillen Garten, und er sah die Anmut der Fürstin auf den silbernen Wellen hoch einherschwimmen, wie die Wogen der Musik den Saum ihres Gewandes küssen, und wetteiferten, ihr nachzufolgen; gleich einer Morgenröte schien sie in die dämmernde Nacht hinein, und die Sterne standen in ihrem Laufe still, die Bäume hielten sich ruhig und die Winde schwiegen; die Musik war jetzt die einzige Bewegung, das einzige Leben in der Natur, und alle Töne schlüpften so süß über die Grasspitzen und durch die Baumwipfel hin, als wenn sie die schlafende Liebe suchten und sie nicht wecken wollten, als wenn sie, so wie der weinende Jüngling, zitterten, bemerkt zu werden.“
Samstag, 7. Juni 2008
Schlechte Nachrichten
„In den unverhüllt hervortretenden Abneigungen und Abstoßungen gegen nahestehende Fremde können wir den Ausdruck einer Selbstliebe, eines Narzißmus, erkennen, der seine Selbstbehauptung anstrebt und sich so benimmt, als ob das Vorkommen einer Abweichung von seinen individuellen Ausbildungen eine Kritik derselben und eine Aufforderung, sie umzugestalten, mit sich brächte. Warum sich eine so große Empfindlichkeit gerade auf diese Einzelheiten der Differenzierung geworfen haben sollte, wissen wir nicht; es ist aber unverkennbar, daß sich in diesem Verhalten der Menschen eine Haßbereitschaft, eine Aggressivität kundgibt, deren Herkunft unbekannt ist, und der man einen elementaren Charakter zusprechen möchte.“
Mittwoch, 4. Juni 2008
Nachgeben
Dienstag, 20. Mai 2008
Found A Cure
YouTube hat auf mich eine ähnliche Wirkung wie Alkohol. Denn YouTube verschafft mir zum Beispiel genau jenes leicht sentimentalische Wohlbehagen, dass bei geselligen Gelagen gelegentlich wehmütige Rückblicke auf längst vergangene und wahrscheinlich sehr goldene Zeiten hervorrufen. Und nicht nur das. Ich bekomme von beiden Dingen selten genug. Und dem exzessiven Genuß des einen oder des anderen folgen in der Regel auch noch sehr unangenehme Gewissens-Nöte und Scham-Attacken. Angenehm ist jedoch, dass man die Resultate einzelner Übel durch den Genuß des jeweils anderen erfolgreich mildern kann. Der sentimentalische Schauer, den mir die Versenkung in Videoclips von Ashford & Simpson und Diana Ross vorgestern einflössten, führte jedenfalls zu einer spontanen Heilung von moralischen Katersymptomen jeglicher Art.
Ashford & Simpson, Found A Cure (1979)
Diana Ross & Michael Jackson, Upside Down (1980)
Sonntag, 18. Mai 2008
Herr des süßen Hauches
„Das Volk aber hatte, hörte Joseph, einen anderen Namen für ihn, einen zarten und zärtlichen. ‚Neb-nef-nezem‘ hieß es ihn, ‚Herr des süßen Hauches‘ - es war nicht mit Bestimmtheit zu sagen, warum. Vielleicht weil bekannt war, daß er die Blumen liebte seines Gartens und gern sein Näschen in ihrem Duft begrub.“
Donnerstag, 15. Mai 2008
Dienstag, 11. März 2008
Wortketten
Sonntag, 9. März 2008
Kannst Du es fühlen?
In zwei Wochen ist Larry Heard hier in der Nähe. Er spielt an einem Samstag in Amsterdam und hätte am Freitag davor noch einen Abend Zeit, wie ich gehört habe. Leider gibt es wohl niemanden, den das wirkich interessiert. Larry Heard hat also am Freitag in zwei Wochen frei und es ist sehr schade, dass es kein Booking für ihn gibt. Denn Larry Heard hat nicht nur vor etwas mehr als zwanzig Jahren den schönsten und berühmtesten Housetrack überhaupt aufgenommen. Er hat mit dem Songtitel auch noch das Motto für zwei Dekaden Discosubkultur formuliert. Der elementare Gedächtnisverlust dieses ganzen Zirkusses kann einen schon zur Verzweiflung bringen.
Samstag, 8. März 2008
Son Of Bazerk - Change The Style
Hierzu flog fast in jedem Schuppen das Dach ab. Son Of Bazerk haben mal live im verregneten Wuppertal gespielt. In einem ehemaligen Schachthof..."Baby I love you!!"...keider zu kurz...
Freitag, 7. März 2008
Gangstarr - Just To Get A Rep (1990)
Eigentlich hätte ich dieses Blog sehr gerne "Daily Operation" genannt. Hip Hop-Titel sind aber auf bestimmte Weise nicht das, was meiner Idee von einer Ansammlung alltäglicher Botschaften entspricht. Denn Hip Hop-Titel sind in den meisten Fällen erst einmal in Formeln gegossene coole Posen und wollen auch als solche gelesen werden. Posen sind zwar schön und jeder Sterbliche posed gerne fröhlich in der Gegend herum, aber in geschriebener Form sind sie doch auf die Dauer etwas öde. "Just To Get A Rep" war ein ziemlicher Hit im Logo und in der Wuppertaler Beatbox.
Punk & Disco
Der Kollege vom Beta Blog hat das Harvey-Interview leider nicht verlinkt. Deshalb erlaube ich mir, einen winzig kleinen Auszug zum Thema Punk und Disco hier zu zitieren:
"Beta blog: I was talking to someone about the differences in 1977 between punk and disco.
Harvey: The same? (laughs). Coming from a hardcore perspective... In the UK, they were closer aligned, but US punk, it didn’t deal with disco. I love to give US punk a hard time. they love to hate British punk as well, especially in California. As punks, we would love disco, because you weren’t supposed to. As a real punk, you were always contrary. I don’t want to dump on (laughs) those cats, cuz they feel very passionate about their scene, but punk, you gotta be contrary. If you’ve fallen into a part-time punk, then that’s not punk.
Beta blog: It’s like being a weekend warrior.
Harvey: Punk’s a state of mind, like disco. They’re actually very closely linked, just as an expression of freedom, through the dance and dressing up."
Das komplette Interview gibt's auf der Seite des Beta Blogs.
„Das größte europäische Ereignis der Popkultur“
„Diese Nacht sollte lang noch in unseren Knochen vibrieren.
Ein Ereignis, das jedem, der dabei war, für immer im Gedächtnis bleiben würde – ein Urerlebnis und doch nur eine gestohlene Weltsekunde wie das ganze windige Jahr, zu dem sie gehörte. Erst als wir im nachhinein versuchten, dieser Zeit eine Form zu geben, wurde klarer, daß diese Nacht den Wendepunkt markierte, an dem eine Vorhut kommender Kulturen mit alten Normen brach und sich davonmachte – in Lebensstile und Verhaltensweisen, die sie selbst und andere künftig prägen sollten. Noch Jahrzehnte später würden flüchtig bekannte Mitfünfziger, mit fragwürdigem Zopf oder hoffnungslos verfaltet, in einem beiläufig auftauchenden Erinnerungsmoment auf diese Nacht zu sprechen kommen und fast erschrocken feststellen, ja klar, unfaßbar, das war der Anfang, bin damals dort hingefahren, klar, von Düsseldorf der eine, von Bremen der andere; oder jemand träfe eine Frau, eine zufällige Tischpartnerin, die jene Nacht offenbar auch miterlebt hatte und nach irgendeiner musikalischen Bemerkung plötzlich losschwärmte, ja unglaublich, all die Leute am Baldeneysee, in Zelten mit Stroh auf dem Boden geschlafen, ja, das wär's gewesen, das deutsche Woodstock, ein seliges Wochenende lang.
Tausende waren zu diesem Festival gekommen, in klapprigen geblümten Autos, in indischen Flatterstoffen, in alten, vom Trödler geholten Felljacken und Pelzmänteln, die jungen Frauen mit Talmi geschmückt, die Männer mit ein, zwei Jahre lang ungeschnittenen Haaren, alle zusammen eher Akteure als Publikum. Wie auf Befehl höherer Wesen waren sie aufgebrochen, hatten, erstaunt und bestärkt, daß es so viele von ihnen gab, die Vorschriften mißachtet und zum ersten mal auf deutschem Hallenboden spontan eine Nacht einfach durchgemacht – eine gleichgesinnte, euphorisch gestimmte Menge, die von ihrem unaufhaltsamen Zug zur Selbstauflösung noch nichts ahnte. Sie glaubte an eine ewig währende Epoche, sie traute den Zeichen dieser Nacht – brothers and sisters, rief eine Stimme aus Verstärkern, freak out! Wurde in etwa befolgt, früher oder später. Eine neue Zeitrechnung begann, das Eintauchen in eine andere Atmosphäre, in ein leichtes Land voller Musik und Licht, das aus all seinen Gesichtern lächelte."
Donnerstag, 6. März 2008
Netzwerk-Kopf
Die Kaserne in ihrer metaphysischen Potenz
"Kant, das ist der Erzfeind, auf den alles zurückgeht. Mit seiner Erkenntnistheorie hat er alle Gegenstände der sichtbaren Welt dem Verstande und der Beherrschung ausgeliefert. Er hat die preußische Staatsraison zur Vernunft erhoben und zum kategorischen Imperativ, dem sich alles zu unterwerfen hat. Seine oberste Maxime lautet: Raison muß a priori angenommen werden; daran ist nicht zu rütteln. Das ist die Kaserne in ihrer metaphysischen Potenz."
Der Kevin und der Mirko
Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit muß Kevin vom Platz. Seine Mannschaft spielt gegen den portugiesischen Meister und liegt mit 0:1 zurück. Auf den Offensivspieler wartet am Rande der Coachingzone der Trainer, der zum üblichen Handschlag einen Arm ausstreckt. Doch plötzlich: die ganze Welt hat es gesehen - Kevin blickt starr vor sich her, geht auf die Bank zu, hüllt sich in den blauweißen Termomantel und setzt sich. Die anerkennende Geste des Vorgesetzten wird nicht erwidert. Der Reporter von Thurn und Taxis ist empört. Wie immer, hat er sofort ein Beispiel mit einer großen Persönlichkeit: "Wenn er so etwas beim Huub Stevens gemacht hätte...!" Doch der gegenwärtige Schalker Trainer ist nicht Hub Stevens. Es ist "der Mirko", wie ihn der junge Schalker Torhüter nach dem Spiel beinahe zärtlich nennt. Und "der Mirko" wird seit mehreren Wochen von seinem obersten Vorgesetzten demontiert. Presse und Fernsehen machen artig mit: jeden Tag dieselben Fragen. An Mirko Slomkas Person interessieren nur noch die mimischen Variationen von Genervtheit und Hilflosigkeit und die sadistische Vorfreude auf die nächste verbale Ohrfeige. Und Kevin ist schlau - er weiß das. Niemals würde er einem Huub Stevens, Hitzfeld oder Klinsmann den Handschlag verweigern, wie uns Thurn und Taxis erklärt. Und ebensowenig würde er sich jemals gegen den Willen des Trainers selbst einwechseln, wie einst Netzer. Zu riskant. Den taumelnden Trainer darf er jedoch an dessen eigenem ausgestreckten Arm verhungern lassen. Eine sichere Sache. Und der FC Porto ist heute das bessere Team - da kann nichts schiefgehen. Für einige wenige Sekunden bekommt das Champions League-Drama den Charakter einer Begegnung in der C-Jugend, wo alles auf die ödipalen Kämpfe mit dem Trainer-Urhorden-Anführer ankommt. Keiner mag Mirko und deshalb darf man ihn erst recht brüskieren. Doch Thurn und Taxis traut sich nicht, das treffende Wort zu sagen - dieses seltsame englische Wort, das die infame Geste auf nüchternste Weise ins rechte Licht setzen würde. Nun - es ist auch nicht mehr nötig, denn heute Abend ist das Schicksal gerechter als bei der C-Jugend oder der Urhorde. Es ist auf Mirkos Seite. Schalke gewinnt das Spiel glücklich im Elfmeterschießen. Der Trainer ist erleichtert und umarmt nacheinander jeden seiner Spieler.
Leichte Verrücktheit
Begriffe aus Bedürfnissen
"Wenn man glaubt, die ökonomischen Begriffe seien aus Bedürfnissen materieller Art entstanden, die es zu befriedigen galt, und die Wörter, die diese Begriffe wiedergeben, könnten nur eine materielle Bedeutung besitzen, so täuscht man sich schwer. Alles, was mit ökonomischen Begriffen zusammenhängt, ist mit weit umfassenderen Vorstellungen verknüpft, in denen die Gesamtheit der menschlichen Beziehungen oder der Beziehungen zu den Göttern auf den Plan tritt: schwierige, vielschichtige Beziehungen, in die immer beide Parteien einbezogen sind."
Erste Schritte
Copyright
Bevor ich es vergesse:
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