Donnerstag, 25. September 2008

„…es zitterte und klang…“

„Ihr Brief […] versetzte mein Inneres in einen Zustand, worin der Resonanzboden eines guten Instrumentes ist, wenn ein starker Ton von einer reinen Saite hineinschlägt; es zitterte und klang und wurde Licht.“

(Wilhelm Heinse an F. H. Jacobi, 7. August 1775)

Mittwoch, 24. September 2008

„…was für ein Strohm von Thränen…!“

„Ach lieber, was Rath für mich, dass ich zu dir lange mit meiner Hand, mit meinem Blick? – Wort aus dem Herzen, du beklemmst nur noch mehr das Herz! – Aber du, mein Herz, was willst du? Bist ja nicht geängstiget, bist ja nicht traurig, liebst ja, bist ja seelig; so sey dann ruhig.
    Auf u[nd] ab geh’ ich nun wieder auf eben dem Boden, zwischen eben den Wänden u[nd] Thüren, wo ich zuerst dich lieb gewann; wo ich, nach unserer ersten Trennung dich – nicht widerfand; wo ich in tiefer Verstummung wandelte, dir nachsann, der Liebe pflegte im eigensten Innern meiner Seele; wo ich bald darauf Wiedersehen hoffte – vorauskostete – ahndete: – – und das all nun erfüllt! Ich bin so glücklich! – – Gott, was für ein Strohm von Thränen da aus meinen Augen brach! – Wie wohl, wie Weh!“

(F. H. Jacobi an Goethe, 10. März 1775)

Montag, 22. September 2008

Stimmen im Strom

- so ein scheußlicher Montagmorgen! Etwas in dieser Art hatten wir doch …
- man sollte mehr arbeiten, dann fällt es nicht auf!
- den Smog … an der Bushaltestelle riecht man ihn besonders gut.
- komm lieber und nimm einen Zug Grippe-Dunst aus dem S-Bahnabteil. Die Sitze sind noch warm, es wird wenig geredet. Allgemeine Zeitungen versperren günstig den Blick.
- gerne - vielen Dank! Jetzt fühle ich mich besser. Sie haben mir durchaus geholfen.
- es ging mir nur darum, den Ernst aus der Situation zu nehmen!
- gut, das ist es wohl, was mir weiterhilft, jetzt in dieser Einöde.
- bis zum Ausstieg ist es noch ein Weilchen.
- und wie kommen die grauen Herren so früh schon in ihre hellblauen Hemden?
- sie sind geübt. Achten sie lieber auf das verregnete Licht hier in diesem hübschen Vorortbahnhof!
- „Essen-Steele“.
- sie haben denn Sinn für die Feinheiten.
- man kann die Folgen davon an zwei Händen abzählen.
- doch in den Schnellzügen herrschen andere Verhältnisse … fahren sie am Feitagnachmittag mal mit dem Zug in die Hauptstadt!
- so haben wir den verstopften Verkehr auf der Autobahn geschickt umgangen.
- die Kerle dort drüben suchen Ärger.
- ich werde mich impfen lassen.
- wir sind angekommen!
- es riecht nach Brems-Abrieb.
- gestern Abend habe ich aus dem Fernseher ein neues Wort gelernt.
- welches?
- „Hysterie-Bild“.
- das klingt interessant.
- je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es sieht.
- alles geht so tropfenartig zu.
- man sollte nicht zu genau hinhören, man verliert leicht den Überblick.
- jetzt die Herbstsonne … eigenartig …
- das geht zu weit!
- ich bin nicht hier um Witze zu machen!