Mit einem Satz wie „seit Wochen war die Stadt in einen heimlichen aber dauerhaften Regen getaucht“, gewinnt man sicherlich keinen Bachmannn-Preis. Auch die Hoffnung auf Auszeichnungen mit weniger hohem Ansehen sollte man aufgeben, wenn einem so etwas einfällt. Pseudopoetische Fehlleistungen dieser Kategorie suchen mich aber gelegentlich nun einmal heim. Zum Beispiel heute morgen gegen elf Uhr beim Öffnen des Fensters meines Schlafraumes. Angesichts des monsunartigen Gewichts über den nassen Dächern des Ortes kann ich nichts anderes denken außer träge Perioden, die eine ähnlich schwerfällige und uninspirierte Bewegtheit mitteilen, wie das geistlose Schwanken in den Bäumen vor meinem Fenster. Es ist nämlich seit Tagen schon so, als würde ein übertrieben sorgsamer Liebhaber meiner Heimatstadt aus einer gigantischen Sprühflasche immer und immer wieder einen gutgemeinten feuchten Segen über Straßen, Menschen, Tiere und Häuser versenden, so wie ein Pflanzenliebhaber im Wochentakt den Staub von seinen Wohnzimmer-Gummibäumen sprüht. Es ist ein nur benetzender Regen, der mir wenig erfrischend in den Nacken fällt, wenn ich an irgendeiner Straßenecke gedankenlos den Kopf senke. Durch ihn ist der Wohnort „bis an's Ende der Zeit“ staubfrei. Doch in diesem Augenblick ist es wieder da, das sinnlose Labsal für die undurstige Stadt!