Samstag, 7. Juni 2008

Schlechte Nachrichten

„In den unverhüllt hervortretenden Abneigungen und Abstoßungen gegen nahestehende Fremde können wir den Ausdruck einer Selbstliebe, eines Narzißmus, erkennen, der seine Selbstbehauptung anstrebt und sich so benimmt, als ob das Vorkommen einer Abweichung von seinen individuellen Ausbildungen eine Kritik derselben und eine Aufforderung, sie umzugestalten, mit sich brächte. Warum sich eine so große Empfindlichkeit gerade auf diese Einzelheiten der Differenzierung geworfen haben sollte, wissen wir nicht; es ist aber unverkennbar, daß sich in diesem Verhalten der Menschen eine Haßbereitschaft, eine Aggressivität kundgibt, deren Herkunft unbekannt ist, und der man einen elementaren Charakter zusprechen möchte.“

S. Freud, Massenpsychologie und Ich-Analyse, GW XIII, S. 111

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hmmm, gibt mir zu denken...
hatte doch neulich so ein gewisses gefühl in dieser richtung...dass ich die andern gerne aussperren mochte, weil die diese tolle library-psych-synthesizer-plucker-disco platte von mimmo mandrolisai (auflage 75 für den sardischen verkehrsfunk) nicht mitwürdigen wollten. steifes volk....
oder was meint der siggi damit ?

fedor von bock

Anonym hat gesagt…

Vielmehr bringt die Abweichung in erster Linie eine Kritik und Aufforderung zur Umgestaltung des ANDEREN mit sich, die (vorsichtig ausgedrückt, nicht grundsätzlich vorhandene - ich persönlich bezweifle sie völlig -) eigene Verunsicherung durch die vermeindliche Kritik von außen wäre ja wenn, erst mal weiter unten im Bewußtsein angesiedelt. Und Logisch ist wohl, daß wir uns erst mal die naheliegendste, also nicht immer rationale Angriffsfläche zur Entladung unserer Agressionen aussuchen.
Was die Frage nach der Herkunft angeht: Es ist das einfache und somit natürlich elementare Bedürfnis, zu teilen, nicht einsam zu sein. Das dürfte auch auf diejenigen zutreffen, die tatsächlich an ihren individuellen Ausbildungen zweifeln.
Freud war teilweise auch nur ein Schwätzer.

M., die Unwirsche.