Es ist endlich so weit: Ihr habt Euch monatelang Gedanken darüber gemacht, wie ihr Eure Freunde mit einer coolen Party beeindrucken könnt. Nun ist es gelungen, einen mehr oder weniger bekannten DJ zu buchen, der sich bereit erklärt hat, für eine irrsinnige Gage im nächstbesten Schuppen in eurer Stadt aufzulegen. Damit außer euren Freunden auch noch Leute kommen, die Eintritt zahlen und auf diese Weise die DJ-Gage finanzieren, müsst ihr die Party im Internet oder in irgendwelchen Magazinen ankündigen. Hierzu benötigt ihr einen ansprechenden Text. In früheren Zeiten musste man sich solche Texte mühsam und ganz alleine aus den Fingern saugen. Heute gibt es dafür unseren praktischen Schnellkurs.
Und so funktioniert's: Nehmt euch ein wenig Zeit, kocht einen leckeren Tee und setzt euch in Ruhe vor euren Rechner. Eine Party-Ankündigung schreibt man nicht zwischen zwei DJ-Bookings!
Der erste Schritt ist der leichteste. Ihr leitet eure Ankündigung am besten mit dem Satz ein:
Falls ihr schon einmal etwas ähnliches veranstaltet habt, könnt ihr auch schreiben:
Mit dieser Einleitung habt ihr die Aufmerksamkeit eurer Leser bereits zu 75% gewonnen. Jetzt geht es nur noch darum, auf eine möglichst einschmeichelnde Weise auch noch deren restliche Aufmerksamkeit auf euer Event zu lenken. Dazu müsst ihr den DJ-Gast (X) eurer Party (Y) in der Location (W) vorstellen. Am besten benutzt ihr folgende Formeln:
Die beiden letzten Beispiele haben einen erhöhten Schwierigkeitsgrad, da sie auf etwas Drittes Bezug nehmen. Eure Ankündigung klingt jedoch sehr viel überzeugender, wenn ihr neben dem DJ-Namen und dem Namen eurer Veranstaltung noch eine dritte Variable (a) einführt. Der entsprechende Satz folgt also dem Schema:
Damit ihr nicht nur den halbgebildeten Party-Pöbel, sondern auch die Musik-Kenner in eurer Stadt ansprecht, solltet ihr eure Ankündigung noch mit einer vierten Variable (n) würzen. Von Vorteil ist es, wenn ihr dabei auf aktuelle Veröffentlichungen (n) eures DJ-Gastes (X) hinweist:
Wenn ihr echte Musikkenner ansprechen wollt, sind zwei absolut notwendige Attribute: „deep“ und „Detroit“. Euer Satz muss deshalb in etwa lauten:
Je nach Belieben könnt ihr statt „deep“ und „Detroit“ auch „discoesk“ oder „an die guten alten Zeiten in der Paradise Garage/im Loft/in der Baia Degli Angeli gemahnend“ schreiben. Allerdings sollten die Attribute „deep“ und „Detroit“ auf keinen Fall mit „discoesk“ und „an die guten alten Zeiten in der Paradise Garage/im Loft/in der Baia Degli Angeli gemahnend“ kombiniert werden! Dies ist ein klarer Stilbruch. Der an Musikkenner adressierte Abschnitt eurer Ankündigung geht danach weiter mit:
Wenn ihr die Veröffentlichungen eures berühmten DJ-Gastes als „an die guten alten Zeiten in der Paradise Garage/im Loft/in der Baia Degli Angeli gemahnend“ beschreibt, darf im nächsten Satz auf gar keinen Fall folgen, dass diese Veröffentlichungen „seit Wochen in den Playlists von DJs wie Carl Craig, Villalobos, Dixon, Âme, Richie Hawtin u.a.“ stehen. Vielmehr muss es heißen:
Die Zielgruppe, die sich hier angesprochen fühlt, freut sich in der Regel auch über Begriffe wie:
„Früh-Achtziger-Boogie“
Noch spezifischer wird es, wenn ihr folgende Formel einbaut:
„T“ und „U“ müssen nicht nur in direkter Form für Musikstile wie z.B. Disco und House stehen, sondern können bestimmte Stile auch einfach nur andeuten. Dabei werden in der Regel zwei Städtenamen genannt. Der entsprechende Satz lautet dann beispielsweise:
X ist „bekannt für seine eigenwilligen/virtuosen/packenden Sets zwischen Philly und New York.“
Zum garantierten Erfolg führt eure Ankündigung wenn ihr ergänzt:
Der berühmte Gast-DJ X wird bei eurer Party selbstverständlich höchstens von 1 Uhr bis 3 Uhr auflegen. Er will nämlich noch seinen Zug um 3:34 Uhr bekommen. Ihr braucht deshalb noch jemanden, der vorher und nachher freiwillig für Hintergrundmusik sorgen kann. Da auf einem derartigen Event in der Regel nur drittklassige Provinz-Jockeys oder eure DJ-Freunde gratis oder für 50 EUR auflegen, müsst ihr eurem Publikum diesen Schwachpunkt mit kleinen verbalen Kunstgriffen schmackhaft machen. Auch so etwas ist nicht schwer. Ihr braucht nur einen Ortsnamen oder wahlweise den Namen der Region (k), in der ihr bzw. euer völlig unbekannter Support-DJ (h) lebt, mit dessen Namen zu kombinieren. Schreibt einfach:
Wenn ihr h noch näher vorstellen möchtet, könnt ihr wieder mit einer Formel, die mit „seines Zeichens“ oder „Teil des/von“ anschließen. Auf keinen Fall dürft ihr euren Support-DJ jedoch als „Macher/Mitbegründer/Mastermind“ präsentieren, da ein „Macher/Mitbegründer/Mastermind“ immer Headliner ist und sich niemals als Support buchen lassen wird.
Mit diesem letzten Punkt ist eure Ankündigung so gut wie fertig. Falls ihr den sensationellen Gesamteindruck noch ein wenig verstärken möchtet, könnt ihr den Text mit einem vorausgreifenden Ausblick auf eure Sause abschließen. Ein solcher Ausblick beginnt in der Regel wieder mit:
Entscheidend hierbei ist ein hervorhebendes Attribut des Abends (m) („Alleinstellungsmerkmal“) und die Formel:
Auch bei diesem abschließenden Satz sind eurer eigenen Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Jetzt sollte die ansprechende und interessante Event-Ankündigung fertig sein und dem Erfolg eurer Party nichts mehr im Weg stehen!
Viel Spaß beim Selbermachen und beim Feiern wünscht
Euer Búscon
3 Kommentare:
Haha, köstlich!
Habe mich allerdings zweimal wiedererkannt...
hehe, so eine anleitung habe ich mir schon lange gewünscht...
ich glaube, jetzt kann man auch mal wieder eine party machen.
...es fehlen noch die beliebte Wendung "vom Feinsten" und eine sinvolle Gliederung in Paragraphen!
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