Mittwoch, 3. Dezember 2008

Zimmer mit Aussicht

Zur Zeit sitze ich regelmäßig einige Stunden lang an meinem häuslichen Schreibtisch. Schaue ich links am Computer-Monitor vorbei aus dem Fenster, fällt mir zur einen Hälfte der Himmel ins Auge. Die andere Hälfte bildet ein Wohn- und Park-Komplex, der zu einem großen Krankenhaus gehört. Ich wohne gerne hier obwohl ich seit einigen Jahren von meinem Schreibtisch-Fenster aus immer wieder denselben regungslosen Nachbarn beobachten muß. Auch er sieht aus dem Fenster – stundenlang. Unsere Blicke begegnen sich dabei nie. Dafür bin ich ihm dankbar. Er zieht es vor, den Menschen auf der Straße zuzuschauen: in der Regel sehr lebendigen Schulkindern oder eiligen Falschparkern. Die beiden übrigen Jalousien seines Zimmers bleiben dabei meistens zugezogen, auch tagsüber. Nur in dem Teil des Fensters, von dem aus dieser bemerkenswert schlanke Voyeur auf die Straße sieht, ist der Sichtschutz viele Stunden lang geöffnet. So als sollte es niemandem verborgen bleiben, dass er dort tagein tagaus steht und zusieht, wie das Leben sich durch die verkehrsberuhigte Zone drängelt. Richtig lustig ist das nicht mehr, auch wenn die weißen Kerzen, die ebenfalls an diesem Fenster stehen, auf komische Weise feierlich wirken.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

sehr schön beobachtet,haha!
perysion