Vinyl, CD, MP3? Der Vorteil einer Vinylplatte ist zumindest, daß sich der Lebenszyklus jedes einzelnen Tonträgers unwillkürlich (unbewußt?) als Spur in ihn einzuzeichnen vermag…oder so ähnlich. Knistervinyl verfügt jedenfalls über einen besonderen Reiz, der etwas mit dem Realzeitgefühl des Anhörens der Musik zu tun hat. Im besten Plattenladen diesseits des Ärmelkanals stieß ich neulich auf ein übriggebliebenes und ziemlich verknistertes Exemplar einer atemberaubend schönen Vinylplatte. Sie ist/war das Produkt der Zusammenarbeit zwischen der französischen Sängerin Brigitte Fontaine und dem Komponisten und Schauspieler Areski Belkacem. Würde ich sagen, die Musik sei chansonartig, wäre das nicht ganz korrekt, denn die Lieder klingen bisweilen sehr troubadouresk, auch wenn ich nicht genau weiß, wie sich die Musik der Troubadoure angehört haben mag. Am schönsten sind jedenfalls die Songs auf dem Album, in denen Brigitte Fontaine mit halbsekündiger Verzögerung aus dem Hintergrund die jeweils von Areski gesungene Verszeile echoartig wiederholt. Diese Wiederholungen sind wie das Vinylknistern: sie erinnern an die unauflösliche Präsenz musikalischer Augenblicke: „fort – da“, „geh' nicht wieder!“ Auf Brigitte Fontaine angesprochen, antwortete übrigens neulich eine dem ein oder anderen meiner Leser bekannte französische Immigrantin sehr spontan: „…sie ist ein bisschen verrückt – oder?“
1 Kommentar:
danke.
dz
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