Samstag, 19. Juli 2008

Durch den Monsun…

Mit einem Satz wie „seit Wochen war die Stadt in einen heimlichen aber dauerhaften Regen getaucht“, gewinnt man sicherlich keinen Bachmannn-Preis. Auch die Hoffnung auf Auszeichnungen mit weniger hohem Ansehen sollte man aufgeben, wenn einem so etwas einfällt. Pseudopoetische Fehlleistungen dieser Kategorie suchen mich aber gelegentlich nun einmal heim. Zum Beispiel heute morgen gegen elf Uhr beim Öffnen des Fensters meines Schlafraumes. Angesichts des monsunartigen Gewichts über den nassen Dächern des Ortes kann ich nichts anderes denken außer träge Perioden, die eine ähnlich schwerfällige und uninspirierte Bewegtheit mitteilen, wie das geistlose Schwanken in den Bäumen vor meinem Fenster. Es ist nämlich seit Tagen schon so, als würde ein übertrieben sorgsamer Liebhaber meiner Heimatstadt aus einer gigantischen Sprühflasche immer und immer wieder einen gutgemeinten feuchten Segen über Straßen, Menschen, Tiere und Häuser versenden, so wie ein Pflanzenliebhaber im Wochentakt den Staub von seinen Wohnzimmer-Gummibäumen sprüht. Es ist ein nur benetzender Regen, der mir wenig erfrischend in den Nacken fällt, wenn ich an irgendeiner Straßenecke gedankenlos den Kopf senke. Durch ihn ist der Wohnort „bis an's Ende der Zeit“ staubfrei. Doch in diesem Augenblick ist es wieder da, das sinnlose Labsal für die undurstige Stadt!

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Stimmung ist sehr schön wiedergegeben.

Marion Stephan, Kunst + Design hat gesagt…

Wer wird denn gleich wegen Überwässerung den Kopf hängen lassen (wie einige der etwas "schwierigeren" meiner Balkon-Pflanzen).Der große Bambus (letztes Jahr von der Schildlaus heimgesucht und seit dem bis zu fast völliger Nacktheit verkümmert)ist aber dank meiner zusätzlichen gutgemeinten Besprühungen zu einem schönen Schwan erblüht.
Alles in allem mutet das Wetter eher frühherbslich an, was mich meinen Tee irgendwie mehr genießen läßt. Das angenommene Glück, das wir uns ja immer so vom Sommer versprechen ist möglicherweise sowiso schon lange tot und verwest - und das weiß der eine oder andere. Von daher ziehe ich den Regen vor, denn:
Es ergreift uns nur, was uns auch selbst betrifft. Will sagen, ein gewisses Maß an depressiven Schüben fördert bisweilen eine unfaßbare Kreativität an den Tag.
"I'm only happy when it rains - pour your misery down on me."

Mari, ridin' high.

Anonym hat gesagt…

Es ist ein nur benetzender Regen, der mir wenig erfrischend in den Nacken fällt, wenn ich an irgendeiner Straßenecke gedankenlos den Kopf senke.

Sehr schön. Kafka?

Buscón hat gesagt…

...außer bei den Titeln der Posts, werden Zitate hier korrekt in Anführungsstriche gesetzt oder ggf. nachgewiesen, falls sich die Quelle nicht so genau nachvollziehen läßt, wie im Falle von Tokio Hotel.
Mit 'nachbarlichen' grüßen!