Mittwoch, 17. Februar 2010

Schnellkurs: „Party-Ankündigungen leicht gemacht“

Eine Ankündigung für eine Party zu schreiben ist ganz einfach. Dazu braucht man nicht einmal die deutsche Sprache perfekt zu beherrschen. Wie ihr schnell, erfolgreich und unkompliziert eure eigene Party ankündigt, könnt ihr hier nachlesen.

Es ist endlich so weit: Ihr habt Euch monatelang Gedanken darüber gemacht, wie ihr Eure Freunde mit einer coolen Party beeindrucken könnt. Nun ist es gelungen, einen mehr oder weniger bekannten DJ zu buchen, der sich bereit erklärt hat, für eine irrsinnige Gage im nächstbesten Schuppen in eurer Stadt aufzulegen. Damit außer euren Freunden auch noch Leute kommen, die Eintritt zahlen und auf diese Weise die DJ-Gage finanzieren, müsst ihr die Party im Internet oder in irgendwelchen Magazinen ankündigen. Hierzu benötigt ihr einen ansprechenden Text. In früheren Zeiten musste man sich solche Texte mühsam und ganz alleine aus den Fingern saugen. Heute gibt es dafür unseren praktischen Schnellkurs.

Und so funktioniert's: Nehmt euch ein wenig Zeit, kocht einen leckeren Tee und setzt euch in Ruhe vor euren Rechner. Eine Party-Ankündigung schreibt man nicht zwischen zwei DJ-Bookings!

Der erste Schritt ist der leichteste. Ihr leitet eure Ankündigung am besten mit dem Satz ein:

„Heute Abend freuen wir uns auf“ X „im W-Club“ oder „in der W-Bar.“
oder:
„Heute Abend freuen wir uns darauf, endlich X im W-Club präsentieren zu dürfen/können“

Falls ihr schon einmal etwas ähnliches veranstaltet habt, könnt ihr auch schreiben:

„Nach dem sensationellen/großartigen/fantastischen Erfolg des letzten Y/der letzten Y-Party, präsentieren wir euch heute Abend X.“

Mit dieser Einleitung habt ihr die Aufmerksamkeit eurer Leser bereits zu 75% gewonnen. Jetzt geht es nur noch darum, auf eine möglichst einschmeichelnde Weise auch noch deren restliche Aufmerksamkeit auf euer Event zu lenken. Dazu müsst ihr den DJ-Gast (X) eurer Party (Y) in der Location (W) vorstellen. Am besten benutzt ihr folgende Formeln:

X ist „sympathisch“
oder:
X ist „weltbekannt“
oder:
X ist „ein großartiger/toller/fantastischer DJ“
oder:
X ist „seines Zeichens“
oder:
X „steht für“

Die beiden letzten Beispiele haben einen erhöhten Schwierigkeitsgrad, da sie auf etwas Drittes Bezug nehmen. Eure Ankündigung klingt jedoch sehr viel überzeugender, wenn ihr neben dem DJ-Namen und dem Namen eurer Veranstaltung noch eine dritte Variable (a) einführt. Der entsprechende Satz folgt also dem Schema:

X „steht für“ a
oder:
X „ist ein Teil des aktuell gefeierten“ a-Labels/a-Clubs/a-Magazins
oder:
X ist „Macher/Mitbegründer/Mastermind“ des a-Labels/a-Clubs/a-Magazins
oder:
X hat „schon seit Beginn der 90er mit seinem als a veröffentlichten Tracks Kultstatus erreicht.“

Damit ihr nicht nur den halbgebildeten Party-Pöbel, sondern auch die Musik-Kenner in eurer Stadt ansprecht, solltet ihr eure Ankündigung noch mit einer vierten Variable (n) würzen. Von Vorteil ist es, wenn ihr dabei auf aktuelle Veröffentlichungen (n) eures DJ-Gastes (X) hinweist:

X „sorgte vor einigen Wochen mit n für Furore/Aufmerksamkeit/Begeisterung/Jubelschreie“

Wenn ihr echte Musikkenner ansprechen wollt, sind zwei absolut notwendige Attribute: „deep“ und „Detroit“. Euer Satz muss deshalb in etwa lauten:

X’s „neue Single/EP/neues Album n"
und danach:
„mit ihren/seinen an Detroit gemahnenden deepen Tracks“
oder:
„mit ihrer/seiner detroitesken Deepness“

Je nach Belieben könnt ihr statt „deep“ und „Detroit“ auch „discoesk“ oder „an die guten alten Zeiten in der Paradise Garage/im Loft/in der Baia Degli Angeli gemahnend“ schreiben. Allerdings sollten die Attribute „deep“ und „Detroit“ auf keinen Fall mit „discoesk“ und „an die guten alten Zeiten in der Paradise Garage/im Loft/in der Baia Degli Angeli gemahnend“ kombiniert werden! Dies ist ein klarer Stilbruch. Der an Musikkenner adressierte Abschnitt eurer Ankündigung geht danach weiter mit:

„schlug ein wie eine Bombe/sorgte nicht nur bei der schreibenden Zunft für viel Aufsehen.“
oder:
„steht seit Wochen in den Playlists von DJs wie Carl Craig, Villalobos, Dixon, Âme, Richie Hawtin u.a.“

Wenn ihr die Veröffentlichungen eures berühmten DJ-Gastes als „an die guten alten Zeiten in der Paradise Garage/im Loft/in der Baia Degli Angeli gemahnend“ beschreibt, darf im nächsten Satz auf gar keinen Fall folgen, dass diese Veröffentlichungen „seit Wochen in den Playlists von DJs wie Carl Craig, Villalobos, Dixon, Âme, Richie Hawtin u.a.“ stehen. Vielmehr muss es heißen:

„steht seit Wochen in den Playlists von DJs wie Harvey, Greg Wilson, Mark E, The Revenge u.a.“

Die Zielgruppe, die sich hier angesprochen fühlt, freut sich in der Regel auch über Begriffe wie:

„Früh-Achtziger-Boogie“

Noch spezifischer wird es, wenn ihr folgende Formel einbaut:

X ist „kompetent/Kenner guter Musik/erfahren“
oder:
X ist „bekannt für seine eigenwilligen/virtuosen/packenden Sets zwischen T und U.“

„T“ und „U“ müssen nicht nur in direkter Form für Musikstile wie z.B. Disco und House stehen, sondern können bestimmte Stile auch einfach nur andeuten. Dabei werden in der Regel zwei Städtenamen genannt. Der entsprechende Satz lautet dann beispielsweise:

X ist „bekannt für seine eigenwilligen/virtuosen/packenden Sets zwischen Detroit und Chicago.“
oder
X ist „bekannt für seine eigenwilligen/virtuosen/packenden Sets zwischen Philly und New York.“

Zum garantierten Erfolg führt eure Ankündigung wenn ihr ergänzt:

X ist „seit vielen Jahren gerngesehener Gast“
und unmittelbar anschließend:
„in der Panorama-Bar/Robert Johnson/WMF/Berghain/Tape/Fabric/in den bekanntesten Clubs der Republik“
und danach:
„wo er“
worauf folgt:
„das Publikum begeistert hat.“
oder:
„beim Publikum für Begeisterung gesorgt hat.“
oder:
„die Tanzfläche zum Kochen gebracht hat.“
oder:
„die Partymeute in Verzückung versetzt hat.“

Der berühmte Gast-DJ X wird bei eurer Party selbstverständlich höchstens von 1 Uhr bis 3 Uhr auflegen. Er will nämlich noch seinen Zug um 3:34 Uhr bekommen. Ihr braucht deshalb noch jemanden, der vorher und nachher freiwillig für Hintergrundmusik sorgen kann. Da auf einem derartigen Event in der Regel nur drittklassige Provinz-Jockeys oder eure DJ-Freunde gratis oder für 50 EUR auflegen, müsst ihr eurem Publikum diesen Schwachpunkt mit kleinen verbalen Kunstgriffen schmackhaft machen. Auch so etwas ist nicht schwer. Ihr braucht nur einen Ortsnamen oder wahlweise den Namen der Region (k), in der ihr bzw. euer völlig unbekannter Support-DJ (h) lebt, mit dessen Namen zu kombinieren. Schreibt einfach:

„Unterstützt wird X von dem auf hiesigen Tanzflächen bekannten h.“
besser ist jedoch:
„von dem auf ks Tanzflächen bekannten h.“
oder:
„von h, der die Tanzflächen von k seit Jahren“
und danach:
„zum Beben bringt.“
oder:
„in Verzückung bringt.“
oder stärker:
„in Ekstase versetzt.“

Wenn ihr h noch näher vorstellen möchtet, könnt ihr wieder mit einer Formel, die mit „seines Zeichens“ oder „Teil des/von“ anschließen. Auf keinen Fall dürft ihr euren Support-DJ jedoch als „Macher/Mitbegründer/Mastermind“ präsentieren, da ein „Macher/Mitbegründer/Mastermind“ immer Headliner ist und sich niemals als Support buchen lassen wird.

Mit diesem letzten Punkt ist eure Ankündigung so gut wie fertig. Falls ihr den sensationellen Gesamteindruck noch ein wenig verstärken möchtet, könnt ihr den Text mit einem vorausgreifenden Ausblick auf eure Sause abschließen. Ein solcher Ausblick beginnt in der Regel wieder mit:

„Wir freuen uns auf...“
oder subtiler:
X „wird dafür sorgen, dass die Mauern des W einstürzen werden.“
oder nicht ganz so subtil:
X „wird dafür sorgen, dass ihr ein rauschendes Fest erleben werdet.“
oder:
X „wird für einen unvergesslichen Abend sorgen.“

Entscheidend hierbei ist ein hervorhebendes Attribut des Abends (m) („Alleinstellungsmerkmal“) und die Formel:

X „wird sorgen für“ m

Auch bei diesem abschließenden Satz sind eurer eigenen Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Jetzt sollte die ansprechende und interessante Event-Ankündigung fertig sein und dem Erfolg eurer Party nichts mehr im Weg stehen!

Viel Spaß beim Selbermachen und beim Feiern wünscht

Euer Búscon

Donnerstag, 14. Januar 2010

Donnerstag, 5. November 2009

'Organische Verlogenheit'

„Neben dem bewußten Lügen und Fälschen gibt es noch das, was ‘organische Verlogenheit’ zu nennen ist. Hier erfolgt die Fälschung nicht im Bewußtsein, wie bei der gewöhnlichen Lüge, sondern auf dem Wege der Erlebnisse zum Bewußtsein, also in der Art der Bildungsweise der Vorstellungen und des Werte-fühlens. ‘Organische Verlogenheit’ ist überall da gegeben, wo den Menschen nur einfällt, was ihrem ‘Interesse’ oder was irgendeiner Einstellung der triebhaften Aufmerksamkeit dient und schon im Prozesse der Reproduktion und des Erinnerns in dieser Richtung inhaltlich modifiziert wird. Wer ‘verlogen’ ist, braucht nicht mehr zu lügen! Was beim konstitutiv Ehrlichen die bewußte Fälschung leistet, das leistet bei ihm schon der tendenziöse unwillkürliche Automatismus der Erinnerungs-, der Vorstellungs- und Gefühlsbildung. An der Bewußtseinsperipherie kann kann dabei die biederste, ehrlichste Gesinnung herrschen.
(Max Scheler, Das Ressentiment im Aufbau der Moralen, Frankfurt/M. 1978, S. 33 )

Sonntag, 18. Oktober 2009

Moskitorollos und Markisen

„[…] und alles was köstlich ist / siehet das Auge.“
(Hiob 28, 10)

Narren und Trommelsüchtige

„Das ist eben meine zweite Hölle […], daß ich so unzählige Narren, die wie Luftbetten nach jeder Erniedrigung sich selber wieder heben – die Billionen, die sich den ganzen Monat die Huldigungsgerüste selber bauen – die Repetieruhren, die es immer wiederholen, wie weit sie vorgerückt – alle die Trommelsüchtigen in tausend Dörfern, Gerichtsstuben, Expeditionsstuben, Lehrsälen, Ratsstuben und Kulissen und Souffleurlöchern, welche lustig schwellen können, ohne daß man ihnen mit dem Trokar einen tapfern Stich geben kann, das ist meine Hölle, daß ich so viele Windschläuche mir denken muß, denen ich nie beikommen kann, weil manche einen ganzen Erdmesser weit von mir liegen.“
(Jean Paul, Des Luftschiffers Gianozzo Seebuch [1801], in: Werke, Bd. 3, 4. Aufl., München 1980, S. 933f. )

Donnerstag, 8. Oktober 2009

2666

„Manchmal glaubte er, dass er nicht mehr las, weil er Atheist war. Nicht zu lesen war sozusagen die höchste Stufe des Atheismus oder zumindest des Atheismus, wie er ihn verstand. Wenn du schon nicht an Gott glaubst, wie dann an ein verdammtes Buch? dachte er.“
Roberto Bolano, 2666, München 2009, S. 668

Donnerstag, 10. September 2009

'In wundervoller Schärfe...'

„Er konnte nur sagen, daß er sich von dem, was er eigentlich hatte sein wollen, weiter entfernt fühlte als in seiner Jugend, falls es ihm nicht überhaupt ganz und gar unbekannt geblieben war. In wundervoller Schärfe sah er […] alle von seiner Zeit begünstigten Fähigkeiten und Eigenschaften in sich, aber die Möglichkeit ihrer Anwendung war ihm abhandengekommen; und da es schließlich, wenn schon Fußballspieler und Pferde Genie haben, nur noch der Gebrauch sein kann, den man von ihm macht, was einen für die Rettung der Eigenheit übrig blieb, beschloß er, sich ein Jahr Urlaub von seinem Leben zu nehmen, um eine angemessene Anwendung seiner Fähigkeiten zu suchen.“
(R. Musil - Der Mann ohne Eigenschaften, hg. v. Adolf Frisé, Hamburg 1952, S. 47)

Dienstag, 11. August 2009

HOT AGAIN!

Sa 22. August 2009
SUPER hoch 5 vs. Unique Records
zuerst Vernissage und danach Haus, Disco und andere schwungvolle Melodien
mit Hans Nieswandt (Köln)
Homewreckers DJ-Clique (Unique Records)
Tobias K (Goldkante, Bochum)

@Botschaft
Worringer Platz 4
(Nähe Hbf)
Düsseldorf

ab 20:00 Uhr